Ratgeber: Arbeitshandschuhe & Schutzhandschuhe fachgerecht auswählen

Ratgeber: Arbeitshandschuhe & Schutzhandschuhe fachgerecht auswählen

Unfälle am Arbeitsplatz in Handwerk und Industrie führen am häufigsten zu Handverletzungen. Arbeitshandschuhe vermindern die Risiken von Verletzungen an den Händen. In vielen Tätigkeitsbereichen ist das Tragen von Arbeitshandschuhen Pflicht und Bestandteil der persönlichen Schutzausrüstung (PSA). Damit die Hände vor den unterschiedlichen Gefährdungen gut geschützt sind, ist die Nutzung geeigneter Schutzhandschuhe nötig. In diesem Beitrag haben wir die wesentlichen Kriterien bei der Auswahl der Arbeitshandschuhe genauer unter die Lupe genommen.

Welche Arbeitshandschuhe gegen welche Risiken?

Um den geeigneten Arbeitshandschuh auszuwählen, ist eine Beurteilung der Verletzungsrisiken bei der Tätigkeit und im Arbeitsumfeld wichtig. Die Betriebsanweisung gibt Auskunft darüber, welche Schutzhandschuhe die Tätigkeit erfordert. Gebotsschilder an der Arbeitsstätte kennzeichnen, ob Handschuhe getragen werden müssen, oder ob die Benutzung von Schutzhandschuhen verboten ist. Denn bei der Arbeit mit rotierenden Geräten oder Maschinen ist das Tragen von Schutzhandschuhen nicht nur hinderlich, sondern kann obendrein noch gefährlich sein.

Arbeitshandschuhe auf blauem Gebotszeichen
Handschutz benutzen
Arbeitshandschuhe mit rotem Kreis und durchgestrichen
Schutzhandschuhe verboten

Durch  unterschiedliche äußere Einflüsse sind die Hände bei der Arbeit Gefahren ausgesetzt. Die Hände können durch permanenten Kontakt scharfer und spitzer Gegenstände, Anstoßen, heiße oder kalte Materialien und Umgebungen, offene Flammen, Chemikalien oder Bakterien beansprucht werden. Die Risiken der Einwirkungen sind unterteilt in:

  • Mechanische Gefährdungen
  • Thermische Gefährdungen
  • Chemische/biologische Gefährdungen
  • Elektrische Gefährdungen

Die Schutzhandschuhe müssen für die jeweiligen Risiken passend konzipiert sein. Dabei spielen bei der Herstellung die Materialeigenschaften, Passform und die äußere Gestaltung wie beispielsweise Beschichtungen, verstärkte Teilbereiche oder Polsterungen eine wesentliche Rolle für die Schutzwirkung. Schutzhandschuhe sind in PSA-Kategorien (89/686/EWG) eingeordnet. Diese müssen dementsprechend vom Hersteller gekennzeichnet:

  • PSA-Kategorie I – geringe Risiken
  • PSA-Kategorie II – mittlere Risiken
  • PSA-Kategorie III -hohe Risiken

Schutzhandschuhe mit der Kategorie I sind beispielsweise Haushaltshandschuhe. Die Kategorie II findet ihren Einsatz bei den meisten gängigen Arbeiten im Handwerks- und Heimwerkerbereich. Schutzhandschuhe für hohe Risiken, wie sie beispielsweise im Forstschutz oder für Schweißarbeiten auftreten, sind der Kategorie III zugeordnet.

Schutzhandschuhe gegen mechanische Gefährdungen

Schutzhandschuhe gegen physikalische Einwirkungen kommen bei Arbeiten mit scharfkantigen, scharfen und spitzen Gegenständen oder vibrierenden Werkzeugen zum Einsatz. Diese Arbeitshandschuhe müssen eine Beständigkeit gegen Durchdringungen aufweisen und eine ausreichende Schnittfestigkeit haben. Darüber hinaus sind Schutzhandschuhe gegen physikalische Einwirkungen reiß- und abriebfest. Gepolsterte Arbeitshandschuhe schützen die Hände zusätzlich vor Verletzungen durch Stoß- und Schlagbelastungen. Um Schnittverletzungen zu vermeiden, kommen spezielle Schnittschutzhandschuhe zum Einsatz. Schutzhandschuhe gegen mechanische Risiken  der Grundnorm DIN EN 420 und der spezifischen Norm DIN EN 388 definiert. Schutzhandschuhe gegen mechanische Risiken sind mit Leistungsstufen gekennzeichnet. Die Zuordnung der Leistungsstufe des Prüfungsverfahrens ist:

Prüfung Leistungsstufe
1 2 3 4 5
Abriebfestigkeit Zyklenanzahl) 100 500 2000 8000 x
Faktor Schnittfestigkeit 1,2 2,5 5 10 20
Weiterreißkraft in N 10 25 50 75 x
Durchstichkraft in N 20 60 100 150 x

Schutzhandschuhe gegen thermische Gefährdungen

Um die Hände vor Kälte oder Hitze zu schützen, sind Schutzhandschuhe mit isolierenden und hitzebeständigen Materialien nötig. Thermische Schutzhandschuhe müssen mindestens die Leistungsstufe 1 bezüglich der Abrieb- und Schnittfestigkeit erreichen und dem Prüfverfahren zum Schutz vor thermischen Risiken gemäß DIN EN 407 entsprechen. Dabei wird das Material auf das Brennverhalten geprüft. Hitzeschutzhandschuhe schützen je nach Ausführung und Kategorie vor:

  • Hitze und Feuer
  • Kontaktwärme
  • Konvektive Hitze
  • Strahlungswärme
  • Schutz gegen kleine Metallspritzer
  • Schutz gegen große Metallspritzer

Kälteschutzhandschuhe sorgen dafür, dass die Fingerfertigkeit bei der Arbeit in kalten Umgebungen oder mit kalten Gegenständen nicht verloren geht. Kälteschutzhandschuhe, die der DIN EN 511 entsprechen, müssen gegen Kälte und eindringender Nässe schützen:

  • Schutz vor Konvektionskälte (bis -50°C)
  • Schutz vor Kontaktkälte (bis -50°C)
  • Wasserundurchlässigkeit (mindestens 30 Min. wasserundurchlässig)

Schutzhandschuhe gegen chemische/biologische Gefährdungen

Bei der Arbeit in Laboren, in der Industrie, im Handwerk sowie in der Gesundheits- und Reinigungsbranche gehört der Einsatz von Chemikalien zum Alltag. Chemikalienschutzhandschuhe schützen die Hände vor gefährlichen flüssigen und gasförmigen Stoffen wie Reinigungsmittel, Laugen, Säuren, Farben, Lacke und biologisches Material. Der Kontakt mit unterschiedlichen Gefahrstoffen kann zu Handschäden führen wie:

  • Entfettung
  • Reizung
  • Verätzung
  • Verbrennung
  • Bakterielle Krankheiten

Um eine zuverlässige Schutzwirkung für die Hände zu erreichen, müssen die geeigneten Chemikalienschutzhandschuhe eingesetzt werden. Dabei geht es zum einen darum, vor chemischen Gefahren zu schützen und zum anderen die Anforderungen an einen hohen Tragekomfort und gute Griffsicherheit zu bedienen. Der Chemikalienschutzhandschuh muss durch eine genaue Gefährdungsbeurteilung passend ausgewählt werden. Chemikalienschutzhandschuhe sind als Mehrweg- oder Einmalhandschuhe verfügbar. Dabei haben die Materialien unterschiedliche Eigenschaften auf die Schutzwirkung und die Trageeigenschaften. Schutzhandschuhe gegen chemische Risiken gibt es in den Materialien:

  • Latex
  • Nitril
  • PVC
  • Polychloropren (Neopren)
  • Butylkautschuk
  • PVA
  • Laminat
  • Zwei- und mehrfache Materialmixe

Bei der Auswahl der geeigneten Chemikalienschutzhandschuhe sind die nachstehenden Faktoren zu berücksichtigen:

  • Ermittlung der Gefährdung am Arbeitsplatz
  • Prüfung des Sicherheitsdatenblattes der verwendeten Gefahrstoffe
  • Überprüfung der Hautempfindlichkeit des Handschuhträgers (Material Allergien)
  • Handschuhmaterial und Materialstärke
  • Zusätzliche thermische oder mechanische Belastungen des Arbeitshandschuhs
  • Kontrolle des Haltbarkeitsdatums

Arbeitshandschuhe für den Elektrobereich

Um die Hände vor elektrischer Spannung zu schützen, gibt es spezielle Arbeitshandschuhe, die bei Arbeiten an elektrischen Anlagen unter Spannung sicher gegen Spannungen bis 1000 Volt schützen.

Handschutz mit ESD (Elektro Static Discharge) finden häufig ihren Einsatz in Bereichen, in denen empfindliche Produkte durch elektrische Ladungen beschädigt werden können oder durch Funkenbildung Brandgefahr besteht. ESD-geprüfte Schutzhandschuhe werden aus Materialien gefertigt, die elektrostatische Aufladungen sicher und kontrolliert abfließen lassen.

Dafür stehen die Piktogramme

Schutzhandschuhe sind mit spezifischen Piktogrammen gekennzeichnet, die über die jeweilige Schutzwirkung informieren.

PiktogrammBedeutung
Piktogramm mechanische Gefahr- Hammer schwarz Schutz gegen mechanische Gefahren
Piktogramm Gefahr Schnitt und Stichverletzungen - Messer schwarz Schutz gegen Schnitt- und Stichverletzungen
Piktogramm Gefahr durch Kettensägen - Kettensäge schwarz Schutz gegen Verletzungen bei Arbeiten mit Kettensägen
Piktogramm Gefahr durch Kälte - Schwarzes Eiskristall Schutz gegen Kälte
Piktogramm Gefahr durch Hitze - Schwarze Flamme Schutz gegen Hitze und Flammen
Piktogramm Gefahr durch Chemikalien - Schwarzes Reagenzglas mit Flüssigkeit Schutz gegen chemische Gefahren (gemäß DIN 374-1/2003, 5.2.1 und 5.3.2)
Piktogramm Gefahr durch Chemikalien - Schwarzes Glas mit Flüssigkeit und FragezeichenSchutz gegen chemische Gefahren (gemäß DIN 374-1/2003, 5.2.1)
Piktogramm Gefahr Strahlen - Schwarzes radioaktives ElementSchutz gegen ionisierende Strahlen
Piktogramm Gefahr durch radioaktive Partikel - Schwarze Partikel mit AtomSchutz gegen radioaktive Kontamination durch Partikel
Piktogramm Gefahr durch Bakterien - Schwarzes bakteriologisches Element Schutz gegen bakteriologische Kontamination
Piktogramm elektrische Gefahr schwarzes Spannungssymbol Schutz gegen elektrische Gefahren
Piktogramm Feuerwehr-Schutzausrüstung- Schwarzer Feuerwehrmann mit Schlauch löscht Flamme Schutzausrüstung für Feuerwehrleute erforderlich
Piktogramm Bedienungsanleitung - Schwarzes Buch mit i Bedienungsanleitung beachten

Alles im Griff mit der richtigen Handschuhgröße

Gute Arbeitshandschuhe sollten neben den Schutzfunktionen auch die nötige Griffsicherheit bieten. Denn was nützt der beste Schutzhandschuh, wenn dieser keine gute Griffigkeit möglich macht. Damit die Arbeitshandschuhe diese Kriterien erfüllen, ist neben einer ergonomischen Passform auch die richtige Größe maßgeblich. Zu kleine oder zu große Arbeitshandschuhe sind unbequem und zudem hinderlich bei der Fingerfertigkeit. Um auch mit Schutzhandschuhen alles fest im Griff zu haben, muss die Handschuhgröße passend ausgewählt werden. Das Ausmessen der eigenen Handgröße ist denkbar einfach und lässt sich mithilfe eines Bandmaßes schnell erledigen. Dazu werden lediglich der Handumfang und die Handlänge ausgemessen. Der Handumfang wird an der oberen Mittelhand gemessen, die Handlänge vom Mittelfinger bis zur Handwurzel.

Größentabelle Arbeitshandschuhe

Handgröße 6 7 8 9 10 11
Handumfang 152 mm 178 mm 203 mm 229 mm 254 mm 279 mm
Handlänge 160 mm 171 mm 182 mm 192 mm 204 mm 215 mm

Der richtige Umgang mit Schutzhandschuhen

  • Nur eine präzise Gefährdungsbeurteilung ermöglicht die Auswahl eines geeigneten Schutzhandschuhs.
  • Kontrolle auf Materialunverträglichkeiten (Allergien, Irritationen).
  • Nur unbeschadete, saubere Schutzhandschuhe benutzen.
  • Beim Anziehen darauf achten, dass die Hände und Schutzhandschuhe trocken sind.
  • Einmalhandschuhe müssen nach Benutzung sachgerecht entsorgt werden.
  • Chemikalienschutzhandschuhe auf Dichtigkeit prüfen
  • Schutzhandschuhe nach der Nutzung sorgfältig ausziehen (Kontakt mit Arbeitsmaterialien vermeiden).
  • Maximale Tragedauer beachten.

 

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